„Die Einsamkeit ist ein
sonderbaren Wesen.
Lautlos kommt sie im Dunkeln
angeschlichen,setzt sich ans Bett, streicht dir im Schlaf übers
Haar. Umschlingt dich so fest, dass der Atem ins Stocken gerät, das
Blut sich erhitzt und der Herzschlag zu rasen beginnt, während ihr
Lippen die Härchen in deinem Nacken streifen. Sie hinterlässt Lügen
in deinem Herzen, legt sich neben dich in der Nacht und verschlingt
das Licht aus allen Ecken und Winkeln. Sie weicht nicht mehr von
deiner Seite, und reicht dir nur die Hand um dich wieder nach unten
zu zerren, wenn du dich gerade mühsam aufrappeln willst.
[…]
Und selbst wenn du dich beruhigst.
Wenn du bereit bist zum Aufbruch. Wenn du bereit bist zum Neubeginn.
Selbst dann steht die Einsamkeit wie ein alter Freund neben dir im
Spiegel, starrt dich an, bezweifelt, dass du ohne sie leben kannst.
Und du findest keine Worte, um dich zu wehren, um dich zu wehren
gegen diese Worte – du bist nie gut genug nie gut genug nie gut
genug.“
Rette
mich vor dir, Tahereh
Mafi
Ich habe zwei angefangene Blogeinträge
auf dem PC, einen über das Wochenende mit der Überraschungsparty
für eine Freundin, von dem ich eigentlich unbedingt erzählen
wollte, und einen darüber, wie sehr mich gerade alles hier nervt.
Zwei weitere wollte ich noch schreiben, darüber, dass die Tage
allein gar nicht so schlimm waren, wie ich erwartet hatte, und
darüber, wie schön die Zeit mit meiner Familie war.
Stattdessen knalle ich euch dieses
Zitat, das ich heute morgen gelesen habe, hin.
Weil gerade alles irgendwie schlimm
ist. Ich hätte nie, nie gedacht, dass ich so sehr Heimweh haben
würde.
Es ist wohl normal.
Auf dieser Seite
(http://www.auslandserfahrungen.de/TipsundTricks/Heimweh.html)
habe ich eine Einteilung von Heimweh in verschiedene Phasen gefunden.
Ich stecke wohl gerade tief in Phase 3 drin. Ich will eigentlich nur
nach Hause. (Und trotzdem, zum Beispiel gestern bei der Bonfire Party
an meiner Schule, hat mich der Gedanke geschockt, dass ich das
nächste Bonfire hier nicht miterleben werde. Es ist verrückt.)
Ich glaube nicht, dass ich ganz nach
Hause möchte. So richtig. Für immer. Nein, auf keinen Fall.
Aber was soll ich denn machen wenn ich
gerade bei jeder Erinnerung in Tränen ausbreche?
Alles hier hat den Glanz des Neuen
verloren und ist nur trist und grau. Ich will nach Hause.
Genau noch 40 Tage habe ich, dann darf
ich über Weihnachten zurück. Dieser Fakt hält mich gerade
aufrecht. Und die Hoffnung, dass ich diese Phase irgendwann hinter
mir lasse. Und – ganz wichtig – die wenigen Leute, von denen ich
mir sicher bin, dass sie
meine (guten) Freunde sind. An einem Teil meines Freundeskreises
beginne ich ein bisschen zu zweifeln. Aber ich hoffe, mein Zitat hat
Recht und es sind nur „ Lügen in deinem Herzen“.
Ich
bin so froh, dass England nicht so schrecklich weit weg von zu Hause
ist. 40. Der Countdown läuft.
Bitte,
bitte drückt mir die Daumen, dass mir mein leben hier ohne den Glanz
des Neuen und ohne den Schleier des Heimwehs immer noch gut gefällt.
Vielleicht sogar wieder
wunderbar, wenn das Heimweh
einmal überwunden ist.
Aber
wie kämpft man gegen die
eigenen Tränen?