Mittwoch, 4. September 2013

Night on Earth


Stellt euch vor, ihr steht völlig allein in einer fremden Stadt. Ich könnt die Sprache nicht und euer Handy hat keinen Empfang. Das ist aber eigentlich egal, denn euer Notizbuch mit den Telefonnummern wurde zusammen mit eurem Geldbeutel samt EC-Karte und Perso geklaut. Es ist Nacht und langsam beginnt es zu regnen...

Okay, ich geb's zu, so ganz war es dann doch wieder nicht.
Aber ich fange erst mal damit an, wie es hätte sein sollen:
Meine Mutter wollte mich nach England bringen, weil ich ja keine Organisation habe, die mich z.B. vom Flughafen abholt. Dann wollten wir vom Flughafen London Stansted mit dem Zug nach Cambridge fahren. In Cambridge sollte dann noch ein Bus in das Kaff fahren, in dem ich wohne, dessen Namen ich jetzt aber nicht verrate. Meine Mutter wollte mich bis hier hin, also bis zur Hostfam, begleiten. Dann wollte sie ein Taxi zu ihrer B&B in Cambridge selbst nehmen, die leider in einer komplett anderen Richtung liegt.

Okay, und jetzt die ganze Geschichte wie sie sich abgespielt hat. Um euch nicht zu enttäuschen, sag ich euch gleich mal: So spektakulärer und anders als der Plan war sie gar nicht. Lediglich am Ende...

Nachdem ich mich von meinem Vater, meiner Schwester und meiner besten Freundin, die mit zum Flughafen gekommen ist, verabschiedet habe, bin ich in Stuttgart also mit Herzklopfen in den Flieger gestiegen, Und ich liiiiiebe fliegen! Naja, außer Langstreckenflügen, oder wenn ich mitten zwischen komischen Leuten sitze. Aber der Flug hat nur etwa 1h 10 min gedauert und ich hatte einen wunderbaren Fensterplatz. Kurz habe ich den Berufsplan Stewart in betracht gezogen (Pilot könnte ich wegen meinem einen stark kurzsichtigen Auge nie werden), aber als die ihr nettes Tänzchen von wegen Notausgang und Sauerstoffmasken aufgeführt haben, hab ich den Plan wieder verworfen :)

Dann sind wir gelandet und bei der offiziellen Einreise mussten wir noch ein paar mal unseren Ausweis zeigen (ob das EU-rechtlich so erlaubt ist?). Dann sind wir zum Bahnsteig gegangen, dass direkt beim Flugzeug ist, und haben nach unserem Zug gefragt. “...but you will need to hurry.“, ist die antwort. “Hurry“ war dann einmal quer über den Bahnhof rennen. Das, wohlgemerkt mit einem nach dem Umpacken ca 28 kg schweren Koffer, einem sauschweren Rucksack (immer noch, selbst nach dem Umpacken) und der möglicherweise nicht ganz erlaubten vollgepackten Handtasche. Und einmal nassgeschwitzt, bombe, aber wir haben den Zug noch gekriegt.

Die Fahrt verlief ohne besondere Vorkommnisse und wir haben sogar relativ promt den Busbahnhof gefunden (dass war nun wirklich nicht schwer). Unsere Linie gefunden und erstmal den Fahrplan nicht geblickt. Nie Uhrzeit-Zahlen waren da nämlich einfach hintereinandergereiht. Die letzte Zahl war allerdings eine 2031 (oder so) und inzwischen war es locker halb zehn vorbei. Um als dumme Kontinentaleuropäer sicher zu gehen, haben wir noch bei zwei Jugendlichen nachgefragt, die da gerade rumliefen. Die haben sich wortreich entschuldigt und uns bestätigt, dass der letzte Bus längst weg ist.

Immerhin war ein paar Meter ein Taxistand. Allerdings hatte meine Gastmutter von 40 min Busfahrt gesprochen, und das ist vielleicht nicht so super mit dem Taxi, zumal meine Mutter komplett mit zu mir mitfahren müsste, diese Strecke dann wieder zurück und dann noch zu ihrer B&B. Auf meine bange Frage, wieviel das wohl kosten würde sagte meine Mutter: „150€ könnten das schon werden...“
Also was machten vernünftige Menschen? Jeder nimmt ein eigenes Taxi, denn dann sparen wir uns die gesamte Rückfahrt.
Und hier kommt mein Herzflattern- und Magenschmerzenmoment: Doch, ich hatte Geld. Ich hatte sogar die Telefonnummern von meiner Mutter und meiner Gastmutter und sogar mein Handy hat getan. Prinzipiell konnte ich die Sprache und es hat nicht geregnet.
ABER... es war dunkel. Ich war allein unterwegs zu einer Familie, die ich nicht kannte, ich wusste nicht einmal, wie das Haus aussieht. Ich war mir nicht mal sicher, ob der Taxifahrer in die richtige Richtung fährt, weil er nämlich Englisch mit einem sehr starken (fernöstlichen?) Akzent gesprochen hat. (Er hat ein paar Mal versucht, ein Gespräch anzufangen, aber ich bin nicht groß darauf eingegangen. 1. war ich totmüde, 2. wusste ich nicht was ich sagen sollte und hab ständig die Vokabeln vergessen und 3. hab ich nur ca jedes zweite Wort von ihm verstanden.)

Sagen wir soviel: Ich bin doch ohne Schwierigkeiten angekommen :)

Ich erzähle euch von meiner Gastfamilie, wenn ich sie besser kennengelernt habe. Und irgendwann wenn ich Zeit hab von dem heutigen Tag.

Morgen habe ich meinen ersten Schultag. Drückt mir die Daumen, ich hab so Schiss...

LG Svenja

Edit: Was ich ganz vergessen hab zu sagen: Mein Taxi hat 13 Pound gekostet. Nix 150 €. Ich schätze mal, auch wenn wir zuerst zu mir und dann zu der B&B meiner Mutter gefahren wären, hätte das maximal 30 Pound gekostet....

5 Kommentare:

  1. hey meiner ist morgen auch! (also erster schultag:D)
    ich weiß also genau was du meinst.. paaniiiiiiiik:D
    viel glück für morgen:)

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    1. Hallo :) Danke. Wie lief's bei dir? Ich bin fast gestorben vor Angst heute morgen...

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  2. Hallo, :)

    ich gehe nächstes Jahr privat nach England und wollte mal fragen, wie du dich bei der Schule beworben hast.

    Also Bewerbung geschrieben, aber hast du auch dein Zeugnis aus Deutschland zur Bewerbung dazu getan? Das ist ja dann auf deutsch, oder hast du das noch von deiner Schule übersetzen lassen?

    Sonst noch etwas, was ich der Schule schicken sollte? Oder etwas beachten sollte?

    Würde mich sehr über eine Antwort freuen.

    LG

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    1. Hallo,
      Ich hab die Schule erst mal angeschrieben, also nicht die Bewrbungsunterlagen geschickt. Dann hab ich eben die normalen Bewerbungen ausgefüllt und da stand (soweit ich mich erinnern kann) dabei, was ich noch alles mitschicken muss, oder es wurde mir gesagt. Kopie von meinem Perso musste ich z.B. auch schicken und ganz wichtig ist immer eine "reference" deiner alten Schule (meine Englischlehrerin hat da ganz entzückende Sachen über mich geschrieben *g*). Zeugnis musste ich auch schicken, sogar die letzten beiden. Ich hab nur eine ganz normale Kopie geschickt und sogar gehofft, dass die nicht merken, dass "ausr" nicht so super ist :D. Aber ich glaub, ich trau denen das zu, z.B. unten beim Zeugnis zu gucken, was die Abkürzungen bedeuten, also in Noten und im Zweifelsfall ihren Deutschlehrer zu fragen. Ich weiß nicht, ob übersetzten so sinnvoll wäre, würdest du dann auch deine Noten "umrechnen" lassen? So etwas kannst du aber IMMER bei der (englischen) Schule nachfragen, die sind sehr hilfsbereit.

      Zu beachten? Vielleicht muss du ein "personal statement" oder so schreiben, und dass (und auch das Anschreiben!) würd ich mir auf jeden Fall von einem Native Speaker oder deinem Englischlehrer korrigieren lassen. Ich denke, das kommt einfach besser rüber, wenn da keine Fehler drin sind. Auch ist die britische Höflichkeit ziemlich... schwer für einen Außenstehenden :)

      Ich hoffe, ich konnte dir helfen!

      LG Svenja

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    2. Hallo, :)

      danke für deine ausführliche Antwort. Du hast mir damit auf jeden Fall geholfen.

      Deinen Bog werde ich weiterhin lesen, weil er mir wirklich gut gefällt.

      Noch viel Spaß bei deinem Jahr in England.

      LG

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